Vom mönchischen Leben

Die Komposition ,,Vom mönchischen Leben" trägt der Machart Rainer Maria Rilkes Text Rechnung. Sie nimmt stark Bezug auf die in der katholischen Kirche gebräuchlichen Aufführungspraxis, der Psalmodie. Die dem in Versform gestalteten Text untersetzen Melodien sind entsprechend der üblichen Psalmformeln aufgebaut (Initium, Tenor, Flexa, Mediatio, Terminatio) und deshalb als solche zu interpretieren. Jedoch, nicht so wie in der kirchenmusikalischen Praxis, in welcher Psalmverse mit einer Antiphon (Vorvers, Kehrvers, Refrain) verbunden werden, sondern vielmehr als ,Atempause' zwischen Rilkes Versen dient das Orgelspiel. Dieses verschafft den psalmartigen Melodien außerdem einen harmonikalen Charakter und dient auch als verbindender ,Klebstoff' für Text, Melodie sowie Charakter. Allein, eine rhythmische Interaktion zwischen Stimme und Orgel findet nicht im Quellgrund der Bewegung, also im kleinsten Baustein eines musikalischen Motivs (betont, unbetont) statt, sondern wird erst im Gesamtereignis eines Verses beim Hören geformt und daher zumindest als spür-, im besten Fall auch erfahrbar erlebt. Rilkes Stundenbuch Reiner Maria Rilke widmet sich in seinem Text "Vom mönchischen Leben" dem Thema der spirituellen Suche und der inneren Einkehr. Er beschäftigt sich darin mit den Fragen nach dem Sinn des Lebens, der Bedeutung von Einsamkeit und Stille sowie der Rolle des Glaubens in einer zunehmend hektischen und lauten Welt.