Für jedes Material den richtigen Bohrer
Der Bohrer oder bzw. das eigentliche Verfahren Bohren gehört zu den am häufigsten angewandten Verfahren im Handwerk und in der Industrie. Mit einem Bohrer, der entweder in ein
Bohrfutter oder eine
Spannzange eingespannt wird, können kreisrunde Löcher in die verschiedensten Werkstoffe gebohrt werden. Egal, ob Sie nun in Glas, Keramik, Holz, Beton oder in diverse Sorten von Metall bohren möchten, es wird nahezu für jeden Werkstoff ein geeigneter Bohrer im Handel angeboten. Deshalb ist es oftmals nicht leicht, aus dem riesigen Sortiment an Bohrern genau den richtigen Bohrer für ein ganz bestimmtes Material zu finden. Um Ihnen die Suche nach dem richtigen Bohrer etwas zu vereinfachen, haben wir für Sie den folgenden Ratgebertext verfasst, der Ihnen die Auswahl erleichtern soll und noch nützliche Tipps und Tricks rund ums Bohren liefert.
Vor der Auswahl des Bohrers
Welches Material soll gebohrt und welche Bohrung soll durchgeführt werden?
Bevor es zur eigentlichen Auswahl des Bohrers geht, sind jedoch einige wesentliche Dinge zu beachten. Zum einen sollte natürlich vorher feststehen, welches Material gebohrt werden soll - Holz, Metall oder aber Beton. Steht dies fest, geht es darum, welche Art von Bohrung durchgeführt werden soll. Nicht jede Bohrung ist gleich und man unterscheidet in Durchgangs-, Sack- und Tiefenbohrung. Bei einer Durchgangsbohrung wird das Material durchdrungen, deshalb auch der Name. Von einer Sacklochbohrung spricht man indes, wenn die Bohrung weniger als die Materialstärke des Werkstücks beträgt. Als Tiefenbohrung wiederum wird eine Bohrung bezeichnet, bei der die Bohrtiefe mehr als das fünffache des Bohrerdurchmessers beträgt.
Welche Bohrtechnik für welchen Werkstoff?
Jeder Werkstoff sei es nun
Holz, Metall oder
Beton benötigt einen ganz spezifischen Bohrer. Um hier ein Höchstmaß an Effizienz zu erzielen, ist letztendlich nicht nur der Bohrer allein verantwortlich, sondern auch die Bohrtechnik. Es gibt drei wesentliche Arten von Bohrtechniken.
Das Drehbohren: Beim Drehbohren dreht sich der Bohrer in das Metall. Dieses Verfahren eignet sich zum Beispiel für porige Werkstoffe ebenso wie für hartes Metall. Die Schneide des Bohrers ist ausreichend, um den Span aus dem Material abzutragen.
Das Hammerbohren: Bei diesem Bohrverfahren arbeitet man mit einem Hammerwerk, der den Bohrer in eine Vor- und Zurückbewegung versetzt. Diese Technik wird vorrangig im Bauhauptgewerbe angewandt, wo Bohrungen in Stahlbeton oder Asphalt durchgeführt werden müssen.
Das Schlagbohren: Dieses Bohrverfahren ist im Prinzip so ähnlich wie das Hammerbohren, jedoch werden hierbei viele kleine und leichte Schläge auf das Material ausgeübt. Daher eignet sich dieses Bohrverfahren besonders für Baustoffe mit dichtem Gefüge.
Die kleine Bohrkunde für Metall, Holz und Beton
Bohrer für Metall
Da es bei diesem Material zahlreiche Sorten mit verschiedenen Dichten gibt, werden besonders viele Bohrer angeboten. Aber längst nicht jeder Bohrer, mit dem Stahl gebohrt werden kann, ist auch für Aluminium oder Messing geeignet. HSS-Bohrer (Hochleistungsschnellschnittstahl) sind für Metalle wie Aluminium, Kupfer, Zink oder kurz gesagt alle Nichteisenmetalle nicht zu empfehlen. Gewöhnliche HSS-Bohrer neigen nämlich besonders bei hohen Drehzahlen in Aluminium zum Klemmen, was wiederum unsaubere Bohrlöcher zur Folge hat. Hierbei schaffen spezielle Aluminiumbohrer mit flacher Kegelspitze und abgesetzten Schneidflanken Abhilfe. Für härtere Metalle wie Edelstahl, Guss oder Nirosta wurden speziell Bohrer mit verschiedenen Beschichtungen entwickelt. Diese Beschichtung führt zum einen dazu, dass die Bohrer eine längere Standzeit bei deutlich erhöhten Schnittgeschwindigkeiten aufweisen und zudem korrosionsbeständiger gegenüber unbeschichteten Bohrern sind. Gut zu erkennen sind diese Bohrer an ihrer farblichen Kennzeichnung an der Spitze des Bohrers. So besitzt ein Titanaluminiumnitrid beschichteter Bohrer ein violette Färbung und ein Titannitrid-Bohrer eine goldene Färbung.
Spanwinkel für Metallbohrer
Der Spanwinkel eines Bohrers hat ebenso wie das Material des Bohrers maßgeblichen Einfluss auf die Spanbildung sowie die Spanabfuhr. Dabei wurden die drei wichtigsten Spanwinkel mit den Buchstaben N, H, und W bezeichnet.
Typ N: Er gilt als Standardbohrer für Stahl und hat einen Seitenspanwinkel von 19 bis 20 °
Typ H: Er hat einen Seitenspanwinkel von 10 bis 19° und eignet sich für spröde Materialien wie Messing.
Typ W: Mit einem Winkel von 27 bis 45° ist er besonders für weiche und langspanende Werkstoffe wie Aluminium oder Kupfer prädestiniert.
Bohrer für Holz
Für den Werkstoff Holz benötigt man im Gegensatz zu Metall deutlich weniger Kraftaufwand. Primär kommt es hierbei auf das richtige Werkzeug an.
Holzspiralbohrer zum Beispiel werden mit oder aber auch ohne Zentrierspitze angeboten. Bohrer mit Spitze sind allerdings immer im Vorteil, weil die Spitze zum einen das Ansetzen des Bohrers erleichtert und zum anderen das Bohrloch deutlich sauberer aussieht. Für größere Bohrungen eignet sich der Holzspiralbohrer allerdings nicht. Hierbei kommen je nach Bohrung entweder der Beschlagbohrer oder bei größeren Durchmessern der
Forstnerbohrer oder die
Lochsäge zum Einsatz.
Entgraten von Holz und Versenken von Schrauben
Ja, Sie lesen richtig Entgraten. Auch ein Bohrloch, das in Holz gebohrt wurde, muss entgratet werden. Zum Entgraten oder aber auch um herausragende
Schrauben zu versenken, kommen so genannte Senker zum Einsatz. Als einer der bekanntesten Versenker gilt der Krauskopf, der gleich mit fünf Schneiden und einer kegelförmigen Spitze ausgestattet ist. Er dient sowohl zum Erweitern als auch zum Versenken von Schraubenköpfen.
Bohren in Beton
Um Löcher in den Werkstoff Beton bohren zu können, bedarf es nicht nur einer robusten
Schlagbohrmaschine, sondern auch eines besonders stabilen Bohrers. Bei größeren Durchmessern verwendet man gar eine
Bohrkrone, die mit kleinsten Diamantsplittern besetzt ist. Beton- oder bzw.
Steinbohrer verfügen über eine eingelötete Hartmetallplatte an der Bohrerspitze, die dem Material seine benötigte Festigkeit gibt. Solche hartmetallbestückte Steinbohrer sind daher optimal für den Einsatz in Naturstein und Mauerwerk, in denen sich Hohlblocksteine oder Ziegel befinden. Bis zu einem Durchmesser von 12 mm sind diese Bohrer auch für Beton (allerdings bedingt) zu gebrauchen. Speziell konstruierte Betonbohrer hingegen haben an den Spitzen einen Winkel von 130°, normale Steinbohrer lediglich einen Winkel von 120° beachten Sie dies bitte.
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