Für jede Anforderung den passenden Handschuh
Die Hände sind eines unserer wichtigsten Arbeitsmittel überhaupt und auch der Körperteil, der am häufigsten gefährlichen Stoffen, zum Teil extremen Temperaturschwankungen oder mechanischen Belastungen ausgesetzt ist. Die Haut, unser größtes Organ, muss also zuverlässig geschützt werden, damit Unfälle vermieden werden und Ihre Mitarbeiter immer einsatzbereit sind.
Es gibt keinen Handschuh, der vor allen Gefahren schützt!
Da es viele verschiedene Risiken für die Hände gibt, ist es wichtig, die Anforderungen, denen ein Handschuh entsprechen soll und muss, genau zu analysieren. Überlegen Sie genau, welche Belastungen und Gefährdungen auf Ihre Mitarbeiter zukommen. Denn: Handschuhe gehören zur persönlichen Sicherheitsausrüstung und Unternehmen sind daher in der Pflicht, die für die jeweilige Arbeit angemessenen Modelle bereitzustellen. Da es unterschiedliche Faktoren gibt, denen ein Handschuh standhalten muss, ergeben sich für die jeweiligen Bereiche gesonderte Anforderungen. Wählen Sie daher gezielt, denn es gibt keinen Allround-Handschuh, der vor allen mechanischen und chemischen Gefahren perfekt schützt.
Schutz vor verschiedenen Risiken
Bereits der allgemeine Anforderungsbereich an
Arbeitsschutzhandschuhe ist hoch gesteckt. Wenn Sie sicher gehen wollen, dass Sie gute Handschuhe erwerben, achten Sie auf die Auszeichnung der DIN EN 420. Solche Handschuhe entsprechen zumindest den allgemeinen Anforderungen. In dieser Norm erfolgt auch die Klassifizierung der Handschuhe von I für geringe Risiken (sie schützen lediglich vor Schmutz oder kommen dem Produktschutz zu Gute) über II für mittlere Risiken vor allem im mechanischen Bereich bis hin zu III für hohe Risiken, die tödliche Gefahren oder irreversible Schädigungen hervorrufen können. Wenn Sie nicht sicher sind, welches Gefährdungspotential bei Ihnen vorkommt und Sie zwischen zwei Klassen schwanken, wählen Sie vorsichtshalber die höhere Klasse. Ein weiteres wichtiges Merkmal stellen auf Handschuhen angebrachte Piktogramme dar. Diese weisen die einzelnen Gefahrenpotentiale genau aus, bei denen die Handschuhe optimalen Schutz bieten. Auch das CE-Zeichen darf bei der Auswahl nicht vernachlässigt werden. Hersteller sind verpflichtet, Handschuhe mit Piktogrammen zu kennzeichnen. Diese Pflichtkennzeichnung kann sich direkt auf oder im Inneren des Handschuhs befinden. Das Level "X" bedeutet übrigens, dass der Handschuh dieser Prüfung nicht unterzogen wurde.
Mechanische Risiken
Die Leistungsfähigkeit eines Handschuhs, der bei
mechanischen Risiken eingesetzt wird, ist in der DIN EN 388 definiert. Als Piktogramm dient ein Hammer. Bei diesen Handschuhen können Sie damit rechnen, dass ein einheitlicher Maßstab vorhanden ist. Die Handschuhe werden nach vier Kriterien bewertet. In den Leistungsstufen werden vor allem Abrieb-, Schnitt-, (Weiter)Reiß- und Stichfestigkeit eingeschätzt. Diese werden zu einer vierstelligen Zahl wie z. B. EN 388: 3.3.2.4 zusammengesetzt. Die erste Ziffer gibt dabei die Abriebfestigkeit (0-4), die zweite Ziffer die Schnittfestigkeit (0-5), die dritte Ziffer die Reißfestigkeit (0-4) und die vierte Ziffer die Stichfestigkeit (0-4) an. Generell gilt: Je höher der Sicherheitslevel, umso bessere Eigenschaften weist der Handschuh im mechanischen Bereich auf. Wenn Sie einen
Schnittschutzhandschuh benötigen, sollten Sie darauf achten, dass die Schnittfestigkeit, also die zweite Zahl, mindestens den Wert 3 von insgesamt 5 hat. Handschuhe mit der Schnittschutzklasse 1 oder 2 sollten nur für Arbeiten mit entgrateten Teilen eingesetzt werden, da sie nur bedingt einen Schnittschutz bieten. Die Schnittschutzklasse 3 ist optimal für den Einsatz bei Arbeiten mit scharfkantigen Blechen oder anderen Teilen mit einem Gewicht von maximal 5-6 Kilogramm geeignet. Für Arbeiten mit Gläsern, Messern und schweren, scharfkantigen Teilen sollte die Schnittschutzklasse 5 gewählt werden.
Chemische Risiken
Handschuhe, die bei chemischen Risiken eingesetzt werden, entsprechen fast ausschließlich der höchsten Schutzklasse, der Kategorie 3. Sie müssen strengsten Anforderungen standhalten, die in der DIN 374 festgeschrieben sind. Man unterscheidet Handschuhe, die einen einfachen und einen vollwertigen Schutz bieten. Als Piktogramme dienen das Becherglas mit Fragezeichen bzw. der Erlenmeyerkolben mit Kennbuchstaben für den vollen Schutz. Bei
Chemikalienhandschuhen ist es besonders wichtig, die einwirkenden Chemikalien vorab zu definieren und anhand der gewonnenen Erkenntnisse das korrekte Material auszuwählen. Nur so wird es möglich, einen optimalen Schutz zu erzielen, da nicht jedes Material zwingend für einen kompletten Chemikalienschutz geeignet ist. Für welche Chemikalien der Handschuh geeignet ist, erkennen Sie an folgenden Kennbuchstaben:
- A: Methanol (Alkohol)
- B: Aceton (Keton)
- C: Acetonitril (Nitril)
- D: Dichlormethan (chloriertes Parafin)
- E: Kohlenstoffdisulfit (schwefelhaltige Verbindung)
- F: Toluol (aromatischer Kohlenwasserstoff)
- G: Diethylamin (Amin)
- H: Tetrahydrofuran (Etherverbindung)
- I: Ethylacetat
- J: n-Heptan (aliphatischer Kohlenwasserstoff)
- K: Natriumhydroxid 40% (Base)
- L: Schwefelsäure 96% (Säure)
So bieten beispielsweise Handschuhe mit der Kennung AKL Schutz vor Methanol (A), Natriumhydroxid (K) und Schwefelsäure (L). Handschuhe, die Ihnen Schutz vor Chemikalien bieten, finden Sie unter
Chemikalienhandschuh einfach bzw.
Chemikalienhandschuh vollwertig. Handschuhe, die diese Kriterien nicht erfüllen sind beispielsweise
Reinigungshandschuhe.
Neben dieser Einstufung ist es zusätzlich wichtig, sich mit Werten der Penetration und Permeation auseinander zu setzen. Permeationslevel geben auf einzelne Chemikalien bezogen an, wie lange Sie gegen das Durchdringen schützen. Diese Zeiten sollten auf keinen Fall überschritten werden, im Zweifelsfall ist es hier ratsam, die Handschuhe lieber einmal öfter zu wechseln. Penetrationsangaben weisen aus, wie hochwertig die Chemikalienschutzhandschuhe sind. Der AQL zeigt Ihnen die Zuverlässigkeit an, damit sind die Handschuhe in Stichproben auf Löcher, Risse und sonstige Beschädigungen, die eine Durchlässigkeit verursachen können, geprüft.
Handschuhe als Kälteschutz
Niedrige Temperaturen sind besonders für die Extremitäten gefährlich, zu denen auch Hände und Finger zählen. Ein guter Schutz vermeidet Schädigungen des Gewebes. Das Risiko von einwirkender Kälte ist nicht zu unterschätzen. Hierbei helfen
Winterhandschuhe und Fleecehandschuhe weiter. Es gibt drei verschiedene Stadien von Erfrierungserscheinungen, die von unangenehmen Hautirritationen über leichte Gewebeblutungen bis hin zu nicht wieder herstellbaren Gewebeschädigungen reichen. Gerade in Kühlhäusern, bei Arbeiten in niedrigeren Temperaturbereichen - hierzu zählen auch Bauarbeiten im Außenbereich im Winter - kommt es leicht zu Erfrierungen. Feuchtigkeit verstärkt den Einfluss. Auch Handschuhe, die gegen Kälte schützen, werden kategorisiert. Die DIN EN 511 beschreibt die wichtigsten Schutzmechanismen. Je höher die Einstufung des
Kälteschutzhandschuhs vorgenommen wird, desto höher ist letztlich der Schutz. Eingestuft werden die Schutzeigenschaften bei Umgebungskälte, bei Kontaktkälte und die Wasserdichtigkeit. Bei Arbeiten mit Flüssiggasen beispielsweise im Labor verwendet man
Kryo-Handschuhe, die einen Schutz bis - 170 Grad bieten.
Handschuhe als Hitzeschutz
Hohe Temperaturen bieten eine weitere Facette der thermischen Risiken. Für Handschuhe, die in Einsatzbereichen von hohen Temperaturen eingesetzt werden, greift die DIN EN 407. Die Leistungsmerkmale der Hitzeschutzhandschuhe sind in sechs Bereiche von A bis F und darin wiederum in jeweils vier Leistungsstufen untergliedert. Wie beim Schutz vor Chemikalien sollten auch hier, den individuellen Anforderungen entsprechend, die unterschiedlichen Bereiche einzeln betrachtet werden. Vor allem die Punkte B und D, also Kontakthitze und Strahlungshitze, sind sehr wichtig. Dagegen ist zum Beispiel bei Feuerwehrhandschuhen auf das Brennverhalten zu achten.
- Bereich A trifft Aussagen zum Brennverhalten
- Bereich B sagt aus, bei welchen Temperaturen ein Schutz gegen Kontakthitze besteht
- Bereich C vermittelt den Wert der Konvektionshitze
- Bereich D sagt aus, wie hoch der Schutz gegen Strahlungshitze ist
- Bereich E definiert die Anzahl der Tropfen an flüssigem Metall oder Spritzern, denen der Handschuh stand hält (kleine Spritzer)
- Bereich F erweitert den Bereich E, indem er große Mengen an flüssigem Metall angibt, bei dem der Handschuh schützt
Lederhandschuhe
Lederhandschuhe werden aus einem natürlich zur Verfügung gestellten, nachwachsenden Rohstoff hergestellt. Zur Verwendung kommen vorwiegend Rinder-, Schwein-, Ziegen- und Schafleder zum Einsatz. Gerade bei Rinder- und Schweineleder unterscheidet man zwischen Narben- und Spaltleder. Narbenleder, welches auch als Vollleder bezeichnet wird, ermöglicht es, feinfühlige, abrieb- und reißfeste Handschuhe herzustellen. Im Gegensatz zu Spaltleder können Sie Flüssigkeiten weniger gut aufnehmen. Narbenlederhandschuhe sind also auch für den feuchten Bereich sehr gut geeignet.
Bei
Spaltlederhandschuhen wird ein hoher Hitzeschutz bei entsprechender Dicke erreicht. Sie weisen Schnittschutzwerte auf, sind allerdings wegen der höheren Saugfähigkeit eher im Trockenbereich einzusetzen.
Handschuhe zum Produktschutz
Neben den beschriebenen Risiken, vor die Sie ein Handschuh schützen kann, gibt es noch Handschuhe, die dem Produktschutz dienen. Ein Baumwollhandschuh schützt beispielsweise das Produkt vor Fingerabdrücken, während Inspektionshandschuhe oder
ESD-Handschuhe überall dort eingesetzt werden sollten, wo mit elektronischen Bauteilen gearbeitet wird oder antistatische Eigenschaften gefordert sind, wie beispielsweise in der Feinmechanik oder bei elektronischen Bauteilen.
Zubehör nicht vergessen
Auch für Handschuhe gibt es Zubehör. Hierzu zählt beispielsweise der
Handschuhhalter, der die einfache Befestigung der Handschuhe an der Arbeitskleidung ermöglicht. So sind die Handschuhe immer griffbereit und bleiben zusammen. Gerade bei der Verwendung von
Einmalhandschuhen sind praktische Handschuhspender empfehlenswert. Ein leichter Zugriff ermöglicht es, zielsicher ein Paar zu entnehmen und eine zentrale Aufbewahrung am Verwendungsort wird möglich.