Kalligrafiepinsel - der Pinsel mit der feinen Spitze
Dass die asiatische Kalligrafie
sich zu einer Kunst
entwickelte und in aller Welt bekannt wurde, das verdankt sie vor allem dem Gebrauch des Pinsels. Die
Pinselspitze besteht aus Haaren von Schafen, Hasen, Dachsen, Pferden und anderen Tieren. Da sie viel
weicher ist als die Spitze der Bambusfeder, des Füllhalters, des Bleistifts, des Gänsekiels und des
Kugelschreibers, kann man mit dem Pinsel leichte oder starke, grobe oder
feine und natürlich fließende Striche erzielen, um ein Kunstwerk von höchster Vollkommenheit zu bilden.
Natürlich kann man auch mit Utensilien aus anderem Material einen schönen Schriftstil erreichen,
doch wird man damit schwerlich so große künstlerische Erfolge erzielen wie mit dem Pinsel.
Pinselgröße
Japanische Kalligrafiepinsel gibt es in vielen Größen und Qualitäten. Man unterscheidet die
einzelnen Pinselmaße nach dem Durchmesser des Borstenbündels am Ansatz des Stiels. Dieser
reicht von 0,5 bis 3 cm und wird mit Hilfe einer Nummerierung von 1 bis 10 einheitlich klassifiziert.
Es gibt aber auch Sonderformate bis zu 9 cm, die nicht in diese Skala eingeschlossen sind. Auch die
Skalierung chinesischer Kalligrafiepinsel verläuft von 1 bis 10, wobei 10 kleine und 1 große Pinsel
bezeichnet.
Wie trifft man die Wahl der Pinsel?
Erstens müssen die Härte und die Größe der Künstlerpinsel ihrer
Verwendung entsprechen. Normalerweise wählt man für große Schriftzeichen weiche und große
Kalligrafiepinsel und für kleine Schriftzeichen harte und kleine Pinsel. Zweitens muss die Pinselspitze
über insgesamt vier Eigenschaften verfügen: rund, spitz, gleichmäßig und kräftig. Mit gleichmäßig ist
gemeint, dass, wenn man die Pinselspitze befeuchtet und plattdrückt, die Pinselhaare gleich lang zu sein
haben und der Spitze die Form einer Meißelschneide verleihen. Unter kräftig versteht man, dass die
Pinselspitze zugleich elastisch und stark ist.
Haarsorten
Weichhaar-Pinsel
Die Weichhaar-Pinsel saugen die Tusche leicht auf. Sie sind größtenteils aus Schafhaar hergestellt,
weshalb man sie auch Schafhaar-Pinsel nennt. Ein Schafhaarpinsel ist aufnahmefähiger als ein Pinsel aus
Wieselhaar, so dass man damit breitere und expressivere Striche setzen kann, ohne zwischendurch
Tusche / Kalligrafie
nachladen zu müssen. Die Schafhaare sind sehr formbeständig und erlauben flüssig verlaufende
Drehungen und Wendungen, ohne dass sich die Härchen dabei aufspreizen. Da man mit Weichhaar-Pinseln
eine kraftvolle Pinselführung erlernen kann, empfehlen manche Kalligrafen-Anfängern, solche
Pinsel zu wählen. Bei den Schreibübungen fängt man jedoch zuerst mit mittelgroßen Schriftzeichen der
Normalschrift an, und dafür sind die gemischthaarigen Pinsel besser geeignet. Die Schafhaar-Pinsel
sind zwar gut, aber schwer zu handhaben.
Harthaar-Pinsel
Die Harthaar-Pinsel, für die man hauptsächlich starke Wieselschwanzhaare wählt, heißen deshalb
auch Wieselhaar-Pinsel. Sie nehmen weniger Tusche auf und eignen sich dafür, kleine Schriftzeichen
sauber zu schreiben. Wieselhaar ist nicht ganz so vielseitig einsetzbar wie Schafhaar. Harthaar-Pinsel
sind elastisch und haben eine feine Spitze, mit der sich Details gut wiedergeben lassen.
Gemischthaarige Pinsel
Diese Pinsel reagieren neutral, da die Pinselhaare sowohl weich als auch hart sind. Gemischthaarige
Kalligrafiepinsel bestehen meist aus Haaren von Schafen, Dachsen, Ponys und anderen Tieren. Gern
werden vor allem Schafhaare mit den Haaren von Wildhasen gemischt, und zwar im Verhältnis 50:50,
70:30 oder 30:70.
Pflege der Pinsel
Neue Kalligrafiepinsel haben oft sehr harte Haare, denn sie wurden zum Schutz der Spitze in Leim
getaucht. Bei kleinen Modellen genügt es, die Spitze bis zu 2/5 einzuweichen. Bei Pinseln für mittelgroße
Schriftzeichen weicht man die Spitze bis zur Hälfte und bei großen Modellen bis zu 2/3 ein. Gewöhnlich
weicht man die Pinsel nicht vollkommen ein, um zu vermeiden, dass die Spitze zu weich oder kraftlos wird.
Sie sind nur dann leicht zu handhaben, wenn sie entsprechend eingeweicht sind.
Wichtig zu wissen
Nach jeder kalligrafischen Übung müssen die Pinsel gründlich mit lauwarmem Wasser ausgewaschen
werden. Danach wird der Rest des Wassers herausgepresst, indem man die Haare mit Daumen und
Zeigefinger zusammendrückt und zur Spitze streicht. Viele asiatische Kalligrafiepinsel haben am
Stielende eine Schlaufe, die zum Aufhängen des Schreibgerätes
dient; das ermöglicht neben dem Stellen in ein offenes Gefäß die sachgerechte Form der Aufbewahrung,
denn so werden die Pinselspitzen nicht deformiert. Dem Schutz der Pinsel dienen Kappen aus Bambus oder Kunststoff.