Zunftbekleidung von damals bis heute
Unter Zunft versteht man eine ständische Körperschaft von Handwerkern, Gewerbetreibenden und anderen Berufsgruppen wie etwa Notaren. Zünfte entstanden im Mittelalter und wurden bis ins 19. Jahrhundert geführt und hatten die Aufgabe, sich um Regelungen zu Lieferungen von Arbeitsmaterialien, Löhnen, Auftragsverteilungen bis hin zur Witwenversorgung zu kümmern. Eine Zuordnung zu einer Zunft konnte man aus den geführten Wappen, Zunftzeichen oder der Zunftkleidung entnehmen. Schließlich wurden die Zünfte durch die Einführung der Gewerbefreiheit obsolet. Sie wandelten sich nach und nach in Schächte, Vereinigungen einheimischer und fremder Handwerker, die sich für eine Fortführung des althergebrachten Gesellenwanderns einsetzten und das Verhalten ihrer Mitglieder überwachten.
Drei Jahre auf Wanderschaft
Gesellen aller Zünfte konnten traditionell schon nach den Lehrjahren für drei Jahre und einen Tag auf Wanderschaft gehen, um den beruflichen und kulturellen Austausch zu fördern. Die Farbe der Kleidung variierte nach Branche. Schwarz deutete auf einen Holzberuf, hell - wie etwa weiß oder hellbraun - auf einen Steinberuf oder blau auf einen Metallberuf hin. Die Zunftbekleidung diente dem Zweck, den Träger leicht als Gruppenmitglied zu erkennen, und war eine Art Versicherung für den Arbeitgeber für die Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und den Fleiß des Reisenden.
Die Zunftbekleidung als Erkennungsmerkmal
Zur traditionellen Bekleidung gehört ein weicher
Zimmermannshut mit breiter Krempe und ein weißes
Zunfthemd mit einem schmalen Stehkragen, welches auch Staude genannt wird. Neben der Hose mit zwei Reißverschlüssen trug der Zimmermann beispielsweise eine schwarze Weste mit acht weißen, in zwei Reihen angeordneten Knöpfen vorne, oder eine Zunftjacke, welche mit sechs weißen Knöpfen in zwei Reihen geschlossen wurde und aus speziellem cord- oder samtähnlichem Material gefertigt war, das sehr eng und stabil gewebt war. Schuhe oder Stiefel konnten bei ihm einfach dunkel oder schwarz sein. Ein Binder in einer schachtabhängigen Farbe wurde als Erkennungsmerkmal bei Zugehörigkeit zu einer bestimmten Vereinigung getragen. Freireisende trugen deshalb keinen Binder. Ganz typisch war der Ohrring und der Stenz, ein gedrehter Wanderstab.
Die Zunftbekleidung heute
Dem Wandel der Zeiten haben sich auch die Bekleidungshersteller angepasst und nicht nur neue Materialien entwickelt, sondern die Zunftbekleidung in allen unterschiedlichen Zunftfarben auch für Frauen und Kinder zugänglich gemacht.
Zunfthosen und
Zunftwesten bestehen aus dem traditionellen Schnitt und aus sehr schwerem Stoff bis über 500 Gramm Gewicht pro Quadratmeter, was auf extreme Belastbarkeit des Materials schließen lässt. Die Hosen sind an den beiden Reißverschlüssen in stabiler Ausgestaltung vorne zu erkennen. Die
Zunftjacken haben einen tiefen Halsausschnitt und einen nach außengeklappten etwa fünf Zentimeter breiten Doppelkragen, der auch nach dem Waschen die Form hält. An der Rückseite finden Sie Rückenschnallen und aktuell auch eingearbeitete Nierenwärmer. Selbst die Jacke wird häufig aus Stoffen mit über 400 Gramm pro Quadratmeter hergestellt. Der Hauptbestandteil sind Baumwollfasern als Naturstoff, dem teilweise Kunstfasern hinzugewebt werden, um bei gleichbleibender Stabilität des Materials etwas Gewicht einzusparen.
Aufgrund der schweren und warmen Stoffe gibt es für heiße Tage auch kurze oder bis zum Knie reichende Hosen. Bei diesen
Zunftshorts wiegt der Stoff immerhin auch noch über 300 Gramm pro Quadratmeter. Eine spezielle Verarbeitung wie Doppelnähte oder zusätzliche Verstärkungen an den Enden der Reißverschlüsse oder Taschenecken mit Leder findet man heutzutage auch. Die Hemden gibt es als Kurz- und als Langarmhemden. Einige Hersteller für
Zunftschuhe berücksichtigen, dass der Wanderer eine spezielle Schuhdämmung im Fersenbereich als entlastend empfindet. Außerdem gibt es auch Sonderanfertigungen wie den Zunft-Pullover, der ein gesticktes Zunftemblem auf dem Oberarm hat und in einer zunftunabhängigen Farbe, in Rot, angeboten wird.
Weiteres, zum Teil unverzichtbares Zubehör
Hier findet nicht nur der Zimmermann Zubehör wie eine Zangen- und Hammerschlaufe oder Nageltasche und Karabinerhaken in unterschiedlichen Ausführungen, sondern jeder Zunftanghörige den Stenz und allgemeines Zubehör wie Arbeitshandschuhe, Messertaschen, Gürtel und Schnallen, Hosenträgern und
Zunftschmuck - vom Ohrring über verzierte Manschettenknöpfe bis hin zu Zunftzeichen und Taschenuhren.