Passfeder: Die kraftvolle Verbindung zwischen Maschinenteilen
Passfedern wie auch Gleitfedern gehören zu den Mitnehmerverbindungen, das heißt, sie verbinden meistens eine Maschinenwelle
mit einer Nabe. Es handelt sich um genormte Teile. Eine Passfeder benötigt eine Nut in der Welle und ebenso eine
in der Nabe. Passfedern sind seitlich fest im Sitz, haben aber Rückenspiel. Folgende Begriffe gehören zum Umfeld der
Passfedern:
- Passfeder
- Gleitfeder
- Scheibenfeder
Sie bestehen alle aus Flachstahl und werden vorwiegend als Verbindung bei umlaufenden Maschinenteilen eingesetzt.
Passfedern haben mehrere Aufgaben zu erfüllen, als man denkt. Auch die vielfältigen Nebenfunktionen einer Passfeder
wollen Beachtung finden. Der nun folgende Ratgeber verschafft einen schnellen Einblick und ist eine konkrete Hilfe
bei der technischen Auslegung und bei der Beschaffung durch den Einkäufer.
Die Hauptaufgabe einer Passfeder
Bei Drehung einer Welle wird die Drehkraft über die Passfeder an die Nabe übertragen oder umgekehrt. Dabei kommt es auf
die Größe an. Nur eine ausreichend große Seitenfläche der Passfeder gewährleistet eine sichere und dauerhafte
Verbindung. Diese
Verbindungen ist spannungsfrei und gibt es in drei Ausführungen:
- hohe Passfeder nach DIN 6885 T1 und die T2 für Werkzeugmaschinen
- niedrige Passfeder nach DIN 6885 T3
- Scheibenfeder nach DIN 6888
Hinweis: Vorwiegend sind nur richtungskonstante Drehmomente übertragbar.
Tipp: Die Passfedern sind in Abhängigkeit vom Wellendurchmesser genormt. Diese sind
in den entsprechenden Normen aufgelistet.
Die Nebenfunktionen einer Passfeder
Passfedern haben grundsätzlich diese Nebenfunktionen: Sie halten Maschinenteile in Position. Dazu werden
zusätzlich Sicherungsringe für Wellen oder Naben benötigt. Weiterhin werden Passfedern
als so genannte Gleitfedern eingesetzt. Sie lassen ein Verschieben von Maschinenteilen auf der Welle zu z. B.
verschiebbare Getrieberäder auf einer Antriebwelle.
Grundsätzlich sollte beachtet werden, dass Passfedern nur Radialkräfte übertragen, aber keine Axialkräfte aufnehmen
können.
Was zeichnen Passfedern aus?
Es wird unterschieden zwischen der festen und der verschiebbaren Nabe:
- feste Naben können sein: Kupplung oder Räder auf Wellenenden
- verschiebbare Naben können sein: Schieberäder im Getriebe
Egal, welche Verbindungsart vorliegt: Passfederverbindungen sind einfach zu montieren, günstig und sehr leicht wieder
zu lösen. Passfedern erlauben einen genauen und zentrischen Sitz der Nabe. Bei der Montage gibt es kein Verkannten
und mühevolles Eintreiben. Das schont angrenzende Bauteile wie z. B. Wälzlager.
Formen und Arten der Passfedern
Je nach Form und Ausführung der Welle-Nabe-Verbindung wird folgendermaßen unterschieden:
- Pass- oder Gleitfeder mit runder oder eckiger Stirn
- Scheibenfedern
Bauformen
Grundsätzlich werden Passfedern nach DIN 6885 mit Haftsitz in die Nuten der Welle eingepresst. Es ist dabei egal, ob
es sich um die Form mit runden oder eckigen Kanten handelt. Welche Form letztendlich benötigt wird, hängt von
der Gestaltung der Nut in der Welle bzw. der Nabe ab.
Bei einer mit einem Scheibenfräser hergestellten Nut wird die Passfeder mit eckigen Kanten vom Typ B verwendet. Die
Passfeder vom Typ A, also runde Kanten, wird in eine Nut eingesetzt, welche mit einem
Schaftfräser hergestellt wurde. Die Passfeder ist dabei immer kürzer als die Nabe.
Die Nabe (z. B. Zahnrad) ist immer gegen seitliches Verschieben zu sichern, da die Nut in der Nabe durchgängig ist.
Sicherungsringe oder Stellringe sind hierzu bestens geeignet.
Einbautipp: Passfedern unter 8 x 7 mm Querschnitt sollten verstiftet oder eingepresst sein.
Mit einer Gleitfeder erreicht man, dass eine Rad auf einer Welle in Längsrichtung verschiebbar ist. Entscheidend bei
Gleitfedern ist die Länge. Beim Anwendungsfall einer Passfeder als so genannte Gleitfeder ist auf ausreichende
Befestigung zu achten. Die Nut in der Welle ist nicht auf Presspassung ausgelegt. Deshalb sind die Gleitfedern nur
lose in die Nut eingelegt. Ohne Befestigung würden die Gleitfedern herausfallen.
Tipp: Gleitfedern immer gleichzeitig mit Befestigungsschrauben
bestellen.
Scheibenfedern halten Maschinenteile auf kegeligen Wellenenden fest. Sie sind nach DIN 6888 genormt. Scheibenfedern
werden aus runden Scheiben hergestellt und sind flach einzusetzen. Nachteilg ist der durch die Einfräsung geschwächte
Querschnitt der Welle. Dies sollte beachtet werden. Scheibenfedern sind besonders an Werkzeugmaschinen üblich.
Die genaue Bezeichnung nach DIN
Eine normale Passfeder mit runder Stirn, die 20 mm breit, 12 mm hoch und 100 mm lang ist, hat nach DIN diese genormte
Bezeichnung: Passfeder DIN 6885-A20x12x100
A steht für Typ A, da heißt runde Stirn. In dieser Bezeichnung ist noch keine Werkstoffangabe enthalten. Diese können
sein: Ck45 ungehärtet und gehärtet, Edelstahl. Zumindest sollte die Zugfestigkeit min. 500 N/mm² betragen.
Passfedern im Überblick:
- Typ A runde Stirn ohne Halteschraube
- Typ B gerade Stirn ohne Halteschraube
- Typ C runde Stirn für 1 Halteschraube
- Typ D gerade Stirn für 1 Halteschraube
- Typ E runde Stirn für 2 Halteschrauben und 1 Ausdrückschraube
- Typ F gerade Stirn für 2 Halteschrauben und 1 Ausdrückschraube
- Typ G gerade Stirn für 1 Halteschraube und Aushebeschräge
- Typ H gerade Stirn für 2 Halteschrauben und Aushebeschräge
- Typ J gerade Stirn für 1 Spannhülse und Aushebeschräge
Die Leistungsfähigkeit von Passfedern
Beim Auslegen einer Passfederverbindung ist nur die Flächenpressung zu beachten, da durch die Norm bereits die zulässige
Scherspannung berücksichtigt ist. Allerdings nur, wenn die maximale Flächenpressung zur Welle und Nabe eingehalten wird.
Unter Berücksichtigung der Sicherheitszuschläge kann im Normalfall von folgenden Übertragungsmomenten ausgegangen
werden:
- Wellendurchmesser 20 mm und Passfederquerschnitt 6 x 6 mm: 25,0 Nm
- Wellendurchmesser 40 mm und Passfederquerschnitt 12 x 8 mm: 0,3 kNm
- Wellendurchmesser 60 mm und Passfederquerschnitt 18 x 11 mm: 0,7 kNm
- Wellendurchmesser 100 mm und Passfederquerschnitt 28 x 16 mm: 3,0 kNm
Bei Passfedern mit runder Stirn ist Folgendes zu beachten: Die effektiv tragende Länge ist die gesamte Länge der
Passfeder abzüglich der beiden Radien der Rundungen. Diese sich ergebende Länge ist Grundlage für die Berechnung der
Flächenpressung. Die notwendigen Werte (Material und Flächenpressung) erhalten Sie aus den
üblichen Tabellenbüchern für den Maschinenbau.
Tipp: Verwenden Sie zwei Passfedern, wenn Sie sicher gehen wollen. Die zweite Passfeder positionieren Sie auf der
gegenüberliegenden Wellenhälfte. Bei hohen Drehzahlen vermeiden Sie durch gezielt angeordnete Passfedern auf den
Wellensegmenten auch ungewollte Unwuchten. Diese Überlegung lohnt sich, rechnen Sie nach.
Konstruktiver Tipp hilft dem Praktiker
Passfedernuten werden wie Keilnuten bemaßt, jedoch ohne Angabe der Neigung. Für die Nutbreiten in Welle und Nabe sind
die Toleranzen aus der Norm für Passfedern zu entnehmen.
Zum schnellen Wechsel der Passfedern verwenden Sie solche mit Abdrückschrauben, siehe Form E oder F. Alternativ sind auch
die Passfedern mit Aushebeschräge im Servicefall sehr vorteilhaft:
Schraubendreher ansetzen und schon ist das Teil lose.
Abschließende Hinweise
- Verwenden Sie immer nur richtig dimensionierte Passfedern.
- Denken Sie an den Servicefall und setzten Sie vorwiegend Passfedern mit Ausdrückschrauben oder Aushebeschräge ein.
- Bestellen Sie immer ein paar Passfedern zur Reserve mit. Denn schnell sind solche Teile zwischen Maschinen oder in
Bodenritzen verschwunden. Gut wenn Sie ausrechende Reserve haben.
- Denken Sie an die passenden Schrauben, z. B. Zylinderschraube mit Schlitz oder mit Innensechskant.
Weitere Links zum Thema
Mit diesem Thema in Beziehung stehen auch die Suchbegriffe Wälzlager, Linearkugellager
und Gelenkkupplung aus unserer Kategorie Antriebstechnik.