Audiometer - Das Hörtestgerät für den modernen Hörtest
Hören ist eine wichtige Sinneswahrnehmung. Unser Gehör ist sehr empfindlich und Störungen
oder Erkrankungen können Taubheit oder die Verminderung der Hörfähigkeit verursachen.
Die Störungen können im Frequenzbereich oder im Bereich der Lautstärke vorkommen. Um zu
verstehen, wie ein Audiometer (auch Hörtestgerät genannt) funktioniert, muss man wissen, dass unser Gehör sehr komplex
aufgebaut ist.
Hören - wie geht das?
Wir hören eigentlich gar keine Töne in dem Sinn, sondern unser Ohr fängt Schallwellen auf.
Diese werden durch das Ohr geleitet, das eigentliche Hören findet dann im Gehirn statt.
Durch die Schwingung kleiner Haarzellen im Ohr werden Nervenimpulse ausgelöst, die an
den Hörnerv geleitet und dann zum Gehirn transportiert werden. Liegt hier eine Störung vor,
sind Töne, also eigentlich Schwingungen, nicht mehr ausreichend oder gar nicht mehr
wahrnehmbar. Um die Richtung zu identifizieren, aus der ein Geräusch kommt, benötigen
wir beide Ohren. Ist eines davon geschädigt, funktioniert die räumliche Bestimmung der
Tonquelle nicht mehr ausreichend.
Frequenzen und Lautstärken
Das Hörvermögen eines Menschen liegt bei Frequenzen zwischen 20 und 20.000 Hertz.
Frequenzen darunter oder darüber sind für uns nicht wahrnehmbar. Frequenzen sind nichts
Anderes als Schwingungen. Wichtig ist es, dass wir das gesamte Spektrum wahrnehmen
können, da uns sonst Eindrücke, die wir für die Sinneswahrnehmung benötigen, verloren gehen.
Schmerzgrenzen
Bei der Lautstärke gibt es eine deutliche Schmerzgrenze. Zu laute Geräusche können
nicht nur Schädigungen des Gehörs verursachen, sondern sogar tödlich sein. Die
Schmerzgrenze liegt bei 130 Dezibel (messbar mit einem Lärmmessgerät), dies entspricht der Lautstärke eines Düsenjägers.
Normale Gespräche finden in einem Bereich zwischen 30 und 80 Dezibel statt.
Ist unsere Lautstärkenwahrnehmung getrübt, hören wir nur noch vermindert. Durch
Verstärkung der Lautstärke kann diese Schwerhörigkeit ausgeglichen werden.
Audiometrie - ohne Audiometer geht nichts
Bei der Audiometrie wird der Patient genau auf sein Hörvermögen untersucht.
Hierbei werden unterschiedliche Verfahren angewandt. Die ausgegebenen Ergebnisse
sind sehr genau und lassen Rückschlüsse auf Erkrankungen und Therapiemaßnahmen
zu. Um das richtige Audiometer auszuwählen, kommt es darauf an zu analysieren,
welche Testverfahren Sie benötigen und anwenden möchten. Zusätzlich ist Ihre
Patientengruppe wichtig. Ein Audiometer gibt über verschiedene Kopfhörer
unterschiedliche Frequenzen in abweichenden Lautstärken an den Patienten weiter.
Dadurch kann der gesamte Bereich des normalen Hörvermögens getestet und
Abweichungen erkannt werden.
Tonaudiometrie - Pflichtprogramm für jedes Audiometer
Die Tonaudiometrie ist das am häufigsten verwendete Testverfahren. Daher ist jedes
Audiometer dafür ausgelegt. Es werden Töne verschiedener
Frequenzen erzeugt, die über Kopfhörer in das Ohr geleitet werden. Hierbei ist es wichtig,
dass Ihr Audiometer einen großen Frequenzbereich abdeckt, um auch in Randbereichen
Hörschwierigkeiten erkennen zu können. Günstig sind Bereiche, die dem menschlichen
Hörvermögen im gesunden Zustand entsprechen, also zwischen 20 und 20.000 Hertz.
Skalierte Anzeige oder Display von Vorteil
Die Lautstärke des erzeugten Tones wird per Regler angehoben und gesenkt. Nun ist der
Patient gefragt. Sobald er den Ton hört. muss er ein Zeichen geben. Hierbei ist zu beachten,
dass die Regelung der Lautstärke stufenlos erfolgen und mindestens bis auf 80 Dezibel
erhöht werden kann. Wichtig ist es, dass der genaue Wert der Lautstärke abgelesen
wird, um keine Verfälschungen der Untersuchungsergebnisse zu erhalten. Achten Sie
deshalb auf eine entsprechende skalierte Anzeige oder besser noch ein Display.
Überprüfung der Knochenleitung
Danach wird die Knochenleitung des Ohres überprüft. Hierzu werden die Kopfhörer
entfernt und ein so genannter Knochenleitungshörer angeschlossen. Es werden wiederum
Vibrationen ausgesandt. Diese bestehen aus Schwingungen, die vom Knochen an die
Ohrschnecke geleitet werden und ein Ton für den Patienten wahrnehmbar wird. Achten
Sie darauf, dass dieser im Lieferumfang enthalten oder zumindest als Zubehör erhältlich
ist. Dieser Hörer wird an das Ohr geklemmt und sendet unterschiedliche Vibrationen aus.
Elektrische Reaktionsaudiometrie
Beachten Sie, dass die Ohren bei beiden Messverfahren immer getrennt voneinander
beschallt und untersucht werden. Im Audiogramm werden die Kurven entsprechend auf
einem Audiogrammblock aufgezeichnet und durch eine
Auswertung das Hörvermögen ermittelt. Ist Ihr Patient nicht in der Lage, aktiv mitzuarbeiten,
dies kann bei schweren Behinderungen, bei Babys oder aber auch bei Komapatienten
der Fall sein, gibt es bereits Geräte, die den Hirnstrom aufzeichnen und die damit
verbundene Aktivitäten messen. Auch durch diese Art der Messung kann man
genaue Werte erhalten und den Test durchführen. Dieses Messverfahren nennt
man auch elektrische Reaktionsaudiometrie, sie wird ERA abgekürzt.
Sprachaudiometrie - eine individuelle Prüfweise
Grundlegend ist das Prüfen des Hörvermögens mit einem Audiometer, das die
Tonaudiometrie unterstützt, gegeben. Eine noch präzisiere Diagnosemöglichkeit
erhält man durch eine weitere Testart. Hierbei werden dem Patienten nicht nur
einzelne Töne in unterschiedlichen Frequenzbereichen vorgespielt, sondern
Zahlen und Wörter. Die Prüfung erfolgt bei einer Lautstärke von 50 Dezibel und wird
dann variiert. Der Patient muss die Zahlen und Wörter wiederholen. So kann festgestellt
werden, wie viel Prozent akustisch einwandfrei wahrgenommen werden.
Besonders zu empfehlen sind solche Tests vor der Anpassung eines Hörgerätes. Durch die
genaue Diagnose und Einstellung ist es später möglich, dem Patienten, mit dem Hilfsmittel
Hörgerät, ein normales Hörvermögen zurück zu geben und Störempfindungen auszuschließen.
Möchten Sie also nicht nur das Hörvermögen diagnostizieren, sondern auch eine genaue
Bestimmung vornehmen, muss Ihr Audiometer über die Funktion der Sprachaudiometrie verfügen.
Wichtige weiterführende Möglichkeiten
Die oben genannten Messverfahren sind die grundlegenden. Es gibt allerdings noch eine
Reihe weiterer Tests, die mit einem Audiometer durchgeführt werden können. Es kommt immer
auf Ihr spezielles Anwendungsgebiet an. Im Grunde ist für die Diagnostik
in Arztpraxen ein Gerät
ausreichend, das über die Möglichkeit der Tonaudiometrie verfügt. Spezialisten der Hals-, Nasen- und
Ohrenheilkunde oder Krankenhäuser benötigen oftmals mehr. Hier werden zusätzliche Tests
wie der Lombard-Test oder der Lee-Test durchgeführt, um das genaue Ausmaß der
Erkrankungen zu diagnostizieren.
Lombard-Test
Mit dem Lombard-Test kann festgestellt werden, ob ein Patient eine Schwerhörigkeit
vortäuscht oder in welchem Grad diese vorhanden ist. Der Patient bekommt, während er
einen Text verliest, laute Geräusche über die Kopfhörer vorgespielt. Der dadurch
entstehende Reflex dient zur Ableitung, ab wann und bei welcher Lautstärke der
Lesende die Geräusche wahrnimmt. Denn jeder Mensch hebt automatisch seine
Stimme und wird lauter, wenn störende Nebengeräusche auftreten.
Lee-Test
Ähnlich funktioniert der Lee-Test, bei dem der Patient ebenfalls einen Text
verliest und diesen als Echo, zeitverzögert, über die Kopfhörer selbst noch
einmal zu hören bekommt. Hierzu benötigt das Audiometer die Möglichkeit der
Aufzeichnung, um das Echo zu produzieren.
Fowler-Test
Um eine genaue Diagnose zum Beispiel mit dem Fowler-Test durchzuführen,
muss Ihr Audiometer in der Lage sein, wechselnd auf beide Ohren Töne in
unterschiedlichen Lautstärken abzuspielen. So kann ein unterschiedliches
Lautstärkeempfinden der Seiten diagnostiziert werden.
Unerlässliches Zubehör für das Audiometer
Der richtige Kopfhörer
Besonders wichtig sind die Kopfhörer. Diese müssen speziell für die Audiometrie
geeignet sein, da äußere Störgeräusche ausgeschlossen werden müssen, weil sonst die
Testergebnisse verfälscht werden. Sie müssen zusätzlich auf die Größe des Patienten
angepasst sein und perfekt sitzen. Die Geräusche und Töne müssen detailgenau
wiedergegeben werden. Der Frequenzbereich ist bei Audiometriekopfhörern mit dem des
Audiometers identisch zu wählen. Nutzen Sie deshalb nur diese speziellen Kopfhörer.
Beim Kauf ist darauf zu achten, dass aus Gründen der Hygiene die
Ohrpolster austauschbar sind. Damit das Audiometer auch bei Transport keinen Funktionsverlust erleidet, kann es in einem passenden Transportkoffer aufbewahrt werden.
Patientenantworttasten
Mit einer Patientenantworttaste werden wahrnehmungsbedingte
Verzögerungen geringer gehalten. Sie muss nur noch vom Patienten gedrückt werden und das
Signal somit an das Audiometer gesendet. Dadurch ist nur noch die einfache Reaktionszeit des
Patienten von Bedeutung und die Messwerte werden präziser.